Flugbetrieb am Berg! Aufpassen!
Werte Mitglieder und Piloten die am Fürstenberg fliegen,
in letzter Zeit ist ziemlich viel los am Berg – ich habe mich dazu entschlossen diesen Beitrag zu schreiben um zur Sicherheit beim Fliegen am Berg beizutragen.
Anhand von ein paar Beispielen möchte ich hier meine Gedanken zum Thema ‚Vorflug am Fürstenberg‘ oder besser gesagt ‚Ausweichregeln‘ zu ‚Papier‘ bringen.
Zur Erinnerung: Grundsätzlich sind die Ausweichregeln in der Flugbetriebsordnung geregelt.
Zum 01.01.2016 wird es außerdem ein paar Änderungen geben welche Ihr hier nachlesen könnt. Danach gelten die bisherigen Ausweichregeln am Hang auch wenn OBERHALB der Hangkante geflogen wird – was durchaus sinnvoll ist um unklare Situationen zu vermeiden.
Nun aber zu meinen Beispielen:
Situation 1
Eine Typische Situation am Fürstenberg. 5 Schirme in der Luft. Es herrschen Bedingungen bei denen nur im ‚roten‘ Bereich geflogen werden kann ohne abzusaufen.
Der blaue Gleitchirm ist im Begriff die ‚ROTE LINIE‘ zu überqueren. Dies ist eine Linie die den Bereich markiert bei dem man von Westen kommend (von links) die Entscheidung getroffen haben muß ob man zum Hang hin dreht um dann umzukehren und wieder nach Westen zu fliegen, oder entsprechend vom Hang weg zu drehen um dem entgegenkommenden Verkehr auszuweichen.
In diesem Fall hat der grüne Schirm die Kurve noch nicht eingeleitet. Der vorausschauende Flieger wird annehmen, das dies wohl demnächst geschehen wird.
Bis der grüne Schirm die Kurve einleitet hat der blaue Schirm die gedachte ‚ROTE LINIE‘ überschritten und kann gefahrlos an den Hang fliegen. Der Pilot des grünen Gleitschirms checkt entsprechend während der Kurve den Luftraum Richtung Westen und sieht, das der blaue Kollege sich hinter Ihm einreiht und lässt diesem (auch in Eigeninteresse) entsprechend Platz und kann direkt danach wieder an den Hang zurückfliegen.
Situation 2
Die selbe Situation noch einmal! Diesmal hat der grüne Gleitschirmflieger aber sein Wendemanöver bereits eingeleitet. Er ist nun bereits wieder im Begriff zurück zum Hang zu fliegen. Hier können Zweifel entstehen! Nur durch ‚guten Willen‘ des grünen Kollegen kann hier an den Hang geflogen werden – davon sollte man aber in der Regel nicht ausgehen – bei Absaufbedingungen ist sich meist jeder selbst der nächste! Es gelten Hangflugregeln! Grundsätzlich ist es in dieser Situation die Pflicht des blauen Gleitsschirmpiloten nach rechts – sprich vom Hang weg – auszuweichen. Bis der blaue Gleitschirmpilot die ‚ROTE LINIE‘ erreicht ist nämlich der grüne Gleitschirm bereits auf Kollisionskurs!
Fazit: Aus Westen kommend bei der ‚ROTEN LINIE‘ nur zum Hang fliegen wenn im Osten kein Gleitschirm sein Wendemanöver bereits abgeschlossen hat, oder es demnächst abschließen wird und absehbar ist das dieser dann aktiv ausweichen muss! Der Pilot oder die Piloten die dort gerade wenden fliegen wieder an den Berg zurück. Im Zweifel also rechts halten und hinter den Kollegen wenden. Das ist in der Regel auch kein Drama, die ‚ROTE LINIE‘ verschiebt sich dann eben etwas weiter nach Osten. Es wird dann dort zum Hang gedreht um zu wenden, oder eben ‚draußen‘ gewendet um dann zum Hang zurückzufliegen. Wenn der blaue Pilot beim Wenden absäuft hat er Pech gehabt, so hart es klingt – beim nächsten mal hat der grüne Pilot Pech!
Situation 3
Wenn von Westen kommend der Luftraum frei ist spricht nichts dagegen, das der blaue Flieger hier näher an den Hang fliegt, es kann ja zunächst niemand entgegen kommen! Dennoch sollte darauf geachtet werden das man nicht einem gerade startenden Piloten vors Gerät fliegt! Im Normalfall fliegt der startende Pilot direkt nach dem abheben nach rechts (vor der Hecke Richtung Westen), dann müsste der blaue Pilot hier natürlich wieder ausweichen.
Situation 4
Der blaue Gleitschirm hatte sich hier dazu entschlossen direkt nach dem Wenden hinter dem roten Gleitschirm wieder ‚einzuscheren‘ und zurück zum Hang zu fliegen. Der grüne Gleitschirm im Osten hat sein Wendemanöver abgeschlossen und ist bereits wieder auf Kurs Richtung Westen – am Hang natürlich.
Spätestens jetzt sollte der blaue Gleitschirmpilot deutlich anzeigen, das er nun wieder nach draußen fliegt um hier kein Zweifel aufkommen zu lassen. Die Strecke zwischen den beiden Fluggeräten ist kurz! Beide fliegen aufeinander zu. Der blaue Gleitschirmpilot checkt also den Luftraum rechts neben sich und sieht den gelben Piloten, dann fliegt er nach draußen um dem grünen Kollegen Platz zu machen. Wem das zu stressig ist, der bleibt eben beim Flug von West nach Ost gleich draußen. Wer an den Hang zurückfliegt hat potentiell höheren Stress – spätenstens wenn der gelbe Schirm recht schnell ist und noch etwas näher dran…
Situation 5
Hier ist – abgeleitet aus Situation 4 – schon was schief gelaufen! Der blaue Schirm fliegt oben am Hang obwohl der grüne Schrim entgegen kommt. Wenn jetzt Zweifel aufkommen kommt es zur Kollision. Der grüne Gleitschirm hat keine Chance nach rechts auszuweichen ohne einen Crash im Gebüsch zu riskieren – der blaue Pilot muss SOFORT nach rechts ausweichen.
Generell gilt: Was ich oben beschreibe sind nur Beispiele die aus meiner Sicht auftretende Situationen recht passend beschreiben. Selbstverständlich ist das Fliegen am Fürstenberg bei ‚viel Betrieb‘ wesentlich komplexer als meine Bildchen da oben! Ich bitte alle sich dies vor Augen zu führen… Wir sind schnell unterwegs und es ist Dreidimensional – mit Wind und Hang sogar fünfdimensional 🙂 Die Flugbetriebsordung hat im Zweifel immer Vorrang – was dort steht gilt und ist von jedem einzuhalten! Fliegt defensiv – bei Unsicherheit lieber nach draußen fliegen. Es ist leider so das erfahrenere Piloten mit weniger Abstand weniger Stress haben – ich bitte dementsprechend auch die erfahreneren Piloten zu berücksichtigen das auch weniger erfahrene Piloten am Berg fliegen.
In erster Linie wollen wir doch alle Spaß haben, oder?
Ich bitte alle Piloten und Pilotinnen, nicht zuletzt im Interesse unserer aller Sicherheit, darauf zu achten das die Ausweichregeln eingehalten werden. Diskutiert im Zweifelsfall höflich und respektvoll miteinander und klärt die Situation nach Landung wenn möglich untereinander. Jeder gute Pilot sollte in der Lage sein Kritik positiv aufzunehmen und es beim nächsten mal besser zu machen! Herrscht weiter Uneinigkeit über eine spezielle Situation so nehmt von mir aus einen unparteiischen Dritten mit dazu und lasst – sollte dann weiter Uneinigkeit herrschen – alle aus der Situation lernen.
Weiterhin: Was ich hier schreibe ist natürlich nur meine Meinung – weitere Meinungen sind gerne in den Kommentaren willkommen 🙂
Es grüßt euch freundlich
Michael Sommer
6 Responses to Flugbetrieb am Berg! Aufpassen!
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Das ist sehr anschaulich und spiegelt die entstehenden Situationen wieder. Klasse!
Ein Thema ist aber auch, daß manche Piloten sich ständig im Startbereich aufhalten um dort (verständlicherweise!)Höhe zu tanken, manche aber spielen dort im Hangaufwind. Nun treffen 4 aufeinander:
Der „Spielende“, der von Osten an den Hang anfliegende Pilot und der aus Westen kommende Pilot sowie der Pilot am Start!
Kein Thema wenn nix los ist aber …..(siehe gestern!)
Ich möchte hier noch ein weiteres sicherheitsrelevantes Thema ansprechen: der Flugleiter!
Er bestimmt wieviele Piloten in der Luft sind, wer starten darf etc. Nur sollten sich ALLE auch an diese Anweisungen halten.
Sonst brauchen wir diese Regeln nicht.
Viele Happy Landings
Euer
Mark
Am liebsten wäre mir wenn man keinen Startleiter brauchen würde und sich das selbst organisiert. Bei Bedingungen bei denen nur am Berg geflogen wird sollte der 6. Pilot sich startklar machen und signalisieren das er nun starten möchte.
Wer als erster gestartet ist geht dann – oder eben ein paar Minuten später – landen. Meistens dauert es sowieso länger als 15 bis 20 Minuten bis dann der 5. in der Luft ist, der erste ist dann also schon eine ganze Weile unterwegs… und so weiter…
Da wir aber wegen der Auflagen bzgl. Luftraum (RMZ) sowieso einen Startleiter brauchen, kann dieser das natürlich auch gleich regeln 🙂
Es muss im Sinne des ‚freien Fliegens‘ trotzdem unser Ziel sein so wenig Regeln wie möglich aufzustellen. Wenn die Sicherheit bei viel Flugbetrieb gefährdet ist ist dies aber leider nicht anders möglich.
Hallo Michael,
vielen Dank für Deinen tollen, ausführlichen Beitrag. Ich denke, wenn die Erkenntnis am Berg reift, dass Absaufen bei schwachen Bedingungen nichts mit Pilotenkönnen zu tun hat, fliegen wir alle viel entspannter.
Wenn man abdrehen muss, war man halt nur zur falschen Zeit am falschen Ort. Beim nächsten Flug hat man wieder mehr Glück, das ist normal, finde ich. Nur gefühlten, verletzen Stolz hast du schnell vergessen, eine Luftrechtsverletzung vergisst du im Ernstfall ein ganzes Leben nicht mehr.
In diesem Sinne, always happy landing,
Bernd
Danke Michael,
super anschaulich und verständlich. Die FÜNF Dimensionen sind für mich am Fürst immer eine große Herausforderung. Gestern am 2. Weihnachtstag als Erdgebundener eine spannungsgeladene Fürstenberg-Luft geschnuppert.
Albert
Danke Michael für deine ausführlichen Ausführungen,
weiter muss bei der neuen Flugbetriebsordnung auch noch beachtet werden, das unterhalb und überhalb der Hangkante kreisende Piloten
den Piloten welche am Hang achtern( sorren) nun ausweichpflichtig sind !!!
und das langsamer steigende Piloten gegenüber den schneller steigenden Piloten nicht mehr ausweichpflichtig sind.
FBO: „Ein langsamer steigendes Fluggerät hat einem schneller steigenden auszuweichen.“ wurde gestrichen.
Der langsamer steigende muss aber immer noch wegen der grundsätzlichen Kollisionsvermeidung Rücksicht nehmen.
Gruß von Peter
Hallo Michael,
super erklärt. Es sollte auch beachtet werden, wenn Drachen in der Luft sind (was mittlerweile ja recht selten der Fall ist), dass die Wendemanöver schneller von statten gehen wie beim Gleitschirm, deshalb sollte rechtzeitig ausgewichen werden, wenn man den Hang nicht rechts neben sich hat.
Grüße
Ruben